02.07.2024

Werte schaffen mit... Monika Beck

Credion Portrait

Mit einer beeindruckenden internationalen Karriere in der Finanzindustrie ist Monika Beck eine renommierte Persönlichkeit im Finanzsektor. Seit Juli 2018 ist sie Geschäftsführerin der DEG -  Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, einer der weltweit führenden Entwicklungsfinanzierer. Dort bringt Monika Beck ihre umfangreiche Expertise für die Finanzierung nachhaltiger Investitions- und Wachstumsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländer ein. Zuvor war sie über 17 Jahre in leitenden Funktionen im Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank der KfW Bankengruppe aktiv.  Die Diplom-Volkswirtin arbeitete davor zunächst drei Jahre als Produktmanagerin für L’Oréal und nahezu ein Jahrzehnt lang als Projektmanagerin für die auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisierte ProCredit Gruppe in Lateinamerika.

Frau Beck, Sie bringen einen umfassenden Erfahrungsschatz in der Finanzierung von privaten Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern mit. Was macht für Sie ein Projekt zu einem erfolgreichen Projekt – und welche Auswahl-Kriterien lassen dies bereits früh erkennen?

Die DEG bietet privaten Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern langfristige Finanzierung in Form von Darlehen oder Beteiligungen sowie Beratung an. Ein erfolgreiches Projekt hat klare, messbare Ziele, die realistisch und erreichbar sind. Zudem sollten die Projekte innovativ sein und das Potenzial zur Skalierung haben, um größere Wirkungen zu erzielen. Und für einen Entwicklungsfinanzierer wie die DEG ist die nachhaltige Wirkung ein weiteres Erfolgskriterium: Die Projekte sollten langfristige positive Effekte auf die lokale Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt haben. Bei der Auswahl achten wir daher auf die Zusammenarbeit mit zuverlässigen und erfahrenen lokalen Partnern mit starkem Commitment, die auch über das notwendige Know-how verfügen. Sie sollten ein funktionierendes Geschäfts- und solides Finanzierungsmodell mitbringen, mit realistischen Planungen und Risikobewertungen. Und nicht zuletzt achten wir auf die intrinsische Motivation unserer Partner zur Transformation. Das bedeutet hohe ESG-Standards sowie die Bereitschaft, das Unternehmen ständig weiterzuentwickeln.

Inwiefern hat die Nachhaltigkeitsorientierung inzwischen die Finanzierung von Entwicklungsprojekten erreicht und beeinflusst?

Seit über 60 Jahren steht die DEG für nachhaltige Entwicklungsfinanzierung. In den letzten Jahren sind Impact- und vor allem klimastarke Vorhaben noch mehr in den Fokus der Entwicklungsfinanzierung gerückt. Das gilt auch für die DEG mit ihrer Strategie ImpactClimateReturns. Die DEG unterstützt Geschäftsmodelle, die wirtschaftlich tragfähig sowie sozial und ökologisch nachhaltig sind bzw. begleitet Unternehmen in ihrer Transformation dort hin. Auch die Förderung grüner Technologien spielt eine große Rolle, es gibt also viele Finanzierungen für Projekte, die erneuerbare Energien und ressourcenschonende Technologien einsetzen. Wichtig ist auch die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften und Interessengruppen in die Planung und Umsetzung von Projekten sowie die Integration von ESG-Kriterien. Bei der DEG sind Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien integraler Bestandteil der Projektbewertung. Dies entspricht dem Mandat eines Entwicklungsfinanzierers, der auf diese Weise einen Beitrag zum Aufbau einer nachhaltigen Privatwirtschaft leistet.

Wo verläuft aus ihrer Sicht die Trennlinie zwischen den Aufgaben privatsektororientierter Entwicklungsbanken und privater Investoren?

Private Investoren sind oft zurückhaltend was Investitionen in Schwellen- und Entwicklungslänger betrifft. Wesentliche Hindernisse sind hohe politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, Wechselkursrisiken, unzureichende Informationen über lokale Märkte, Geschäftsopportunitäten. Aus diesem Grund fokussieren sich private Investoren eher auf Entwicklungsländer mit besseren Ratings und auf Projekte mit kurzfristigeren Renditen. Entwicklungsfinanzierer wie die DEG sehen ihr Mandat demgegenüber langfristig im Aufbau nachhaltiger lokaler Wirtschaftsstrukturen durch gezielte Investitionen in und mit dem Privatsektor.  

Und wo sollte die Zusammenarbeit zwischen privaten und staatlichen Initiativen wachsen – und wie können private Mittel mobilisiert werden?

Wir erleben dynamische Veränderungen, in allen Regionen der Welt. Dazu zählt insbesondere der Klimawandel mit seinen Auswirkungen, von denen die Entwicklungsländer besonders betroffen sind. Faktoren wie die Digitalisierung wirken als weitere Beschleuniger der Transformation. Unternehmen, die auf die mit der Transformation verbundenen Chancen setzen, können von Entwicklungsfinanzierern gezielt auf ihrem Weg unterstützt werden. Auf diese Weise können unternehmerische Lösungen für eine nachhaltige, auch wirtschaftlich erfolgreiche Transformation entwickelt und gestaltet werden.

Entwicklungsfinanzierer können gezielte Angebote schaffen, um die Transformation ihrer Kunden zu begleiten, und so noch wirksamer zum Erreichen der Sustainable Development Goals (SDG) beitragen. Zur Transformation gehören Unternehmen, die qualifizierte Arbeitsplätze und lokales Einkommen schaffen, die Wertschöpfung sowie die Infrastruktur vor Ort verbessern und dabei auf einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen achten.

Um private Mittel zu mobilisieren, fördert die DEG Impact-Investment-Ansätze, bei denen private Investoren neben finanziellen Renditen auch soziale und ökologische Wirkungen anstreben. Private, institutionelle Investoren können von der Erfahrung der DEG profitieren, indem sie die DEG auf Einzelprojektebene begleiten. Ein weiteres wichtiges Instrument sind Fondsstrukturen, die private und öffentliche Mittel kombinieren, um Projekte zu fördern. Hier können z.B. durch staatliche Garantien oder Teilfinanzierungen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Risiken minimieren bzw. so verteilen, dass Investitionen für einen breiteren Kreis an privaten, institutionellen Investoren möglich wird.

Welchen Rat würden Sie jungen Fachkräften geben, die eine ähnliche Karriere im Bereich der Entwicklungsfinanzierung anstreben?

Sie sollten Interesse an anderen Ländern und Kulturen mitbringen, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und eine echte Leidenschaft für nachhaltige Entwicklung und sozioökonomische Gerechtigkeit. Das Interesse an Wirtschaft und unternehmerisches Denken darf natürlich auch nicht fehlen.

Daher ist eine solide akademische Ausbildung im Bereich Wirtschaft, Finanzen oder Entwicklungsstudien wichtig. Auch Spezialthemen (z.B. Klimaexpertise, ESG) gewinnen an Bedeutung.

Sammeln Sie praktische Erfahrungen in verschiedenen Kulturen und Märkten, idealerweise durch Auslandseinsätze. So können Sie auch ein starkes Netzwerk im Bereich der Entwicklungsfinanzierung aufbauen. Bleiben Sie außerdem stets auf dem Laufenden über neue Trends, Technologien und Best Practices in der Branche und seien Sie bereit, sich an wechselnde Rahmenbedingungen und Herausforderungen anzupassen.

Bildrechte: DEG/Martina Goyert